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Eine stehende und zwei sitzende Personen unterhalten sich

Suchtberatung

Beratungs-App «NoA-Coach» schafft Sprung auf nationale Ebene

Die prämierte Selbstmanagement-App «NoA-Coach», welche von der Berner Gesundheit in Kooperation mit weiteren Institutionen im Suchtbereich von 2019 bis 2021 entwickelt wurde, hat den Sprung auf die nationale Ebene geschafft. Die App, welche Klientinnen und Klienten unterstützt, die sich in einer ambulanten Alkoholberatung befinden, wurde erfolgreich getestet und evaluiert. Das grosse Interesse am Tool führte zur Übernahme der Trägerschaft durch die Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht infodrog. Sie wird die Entwicklung aufgrund der gemachten Evaluation in Zusammenarbeit mit den bereits involvierten Fachstellen vorantreiben. Ziel ist, dass die App danach allen interessierten Fachstellen zur Verfügung gestellt wird.

 

Aufgrund eines Alkoholproblems beginnen ca. 10’000 Personen pro Jahr eine ambulante Behandlung, aber nur in etwa die Hälfte schliesst diese regulär ab und Rückfälle nach Abschluss sind häufig. Die systematische Kombination aus Face-to-Face- und Onlineberatung (Blended Counseling) eröffnet neue Möglichkeiten für die Suchtbehandlung. Insbesondere mobiltelefonbasierte Angebote, die das Selbstmanagement mit persönlicher Beratung durch Fachpersonen kombinieren, sind geeignet zur Unterstützung der Behandlung und zur Verhinderung von Rückfällen.

Der «NoA-Coach» kombiniert digitales Selbstmanagement mit persönlicher Unterstützung durch Fachpersonen. Klientinnen und Klienten, die sich aufgrund eines Alkoholproblems in einer Beratung oder Behandlung befinden, erhalten via eine mobile App mit integriertem Chatbot eine zusätzliche Unterstützung, um ihre Behandlungsziele zu erreichen. Sie werden bei Behandlungsabbrüchen oder Rückfällen dazu motiviert, eine bedarfsgerechte Behandlung wiederaufzunehmen. Behandlungsbegleitend meldet sich der «NoA-Coach» regelmässig via Push-Nachrichten und erinnert bspw.

  • an das Ausfüllen des Trinktagebuchs innerhalb der App,
  • gibt Feedbacks zum aktuellen Alkoholkonsum in Hinblick auf ein selbst definiertes Konsumziel,
  • gibt Tipps zum Umgang mit Versuchungssituationen
  • und verdeutlicht die Vorteile eines sensiblen Umgangs mit Alkohol.

Die Alkoholkonsum- und Verhaltensziele können in regelmässigen Abständen angepasst werden. Darüber hinaus bietet die App eine Kalender- und Erinnerungsfunktion für den nächsten ambulanten Beratungstermin, einen SOS-Button, der z.B. Tipps zum Umgang mit Craving gibt sowie eine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit der Beratungsperson via Chat.

NoA

Der Einsatz der App wurde 2020 bis 2021 durch die Berner Gesundheit, die Suchtfachstelle Zürich sowie durch Fachstellen des Blauen Kreuz getestet und durch das Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung ISGF evaluiert. Der Evaluationsbericht zeigt positive Resultate aber auch Verbesserungspotential. Die befragten Klientinnen und Klienten bewerteten den Inhalt und die Funktionen des «NoA-Coach» insgesamt gut bis sehr gut. Die befragten Fachpersonen äusserten sich kritischer, insbesondere in Bezug auf das Coaching durch den Chatbot.

Die Rate der Klientinnen und Klienten, die sich von einem risikoreichen zu einem risikoarmen oder abstinenten Konsum verbesserten, lag bei intensiver Nutzung des Apps höher als bei Teilnehmenden mit geringer Nutzungshäufigkeit. Im Behandlungszeitraum zeigte sich zudem ein positiver Zusammenhang zwischen regelmässiger Nutzung des «NoA-Coach» und einer geringen Rate an Kontaktabbrüchen. Diese Resultate sind jedoch mit Vorsicht zu interpretieren, da sich nur ein Drittel der Teilnehmenden an der Nachbefragung beteiligten und die Anzahl pro Vergleichsgruppe letztlich zu klein war, um kausale Zusammenhänge zu interpretieren. Inwieweit der «NoA-Coach» erfolgreich in einen Beratungsprozess integriert werden kann, hängt gemäss den Untersuchungen massgeblich von der Akzeptanz des Tools bei den Fachpersonen ab, aber auch von der individuellen Problemlage der Klientinnen und Klienten. Da der «NoA-Coach» bislang nur für Alkoholprobleme zur Verfügung steht, eignet er sich nicht für Personen mit multiplen Sucht-Problemen.

Die Entwicklung des «NoA-Coach» wurde durch Gesundheitsförderung Schweiz über den Fonds «Prävention in der Gesundheitsversorgung» mitfinanziert. Die fachliche Entwicklung erfolgte durch die Berner Gesundheit, die Suchtfachstelle Zürich sowie durch Fachstellen des Blauen Kreuz; die wissenschaftliche Begleitung durch das ISGF und die technische Entwicklung durch Pathmate Technologies. Ab 2022 übernimmt die Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht Infodrog die Trägerschaft des «NoA-Coach» und koordiniert die Weiterentwicklung und Verbreitung. Dieses Jahr wird das Tool auf Basis des Evaluationsberichts unter Mithilfe der ursprünglichen Projektgruppe fachlich überarbeitet und optimiert. Ab Anfang 2023 soll der Coach für weitere Fachstellen geöffnet und zur Verfügung gestellt werden.